Langzeittest: Panasonic NV-HS850

von CYBERYOGI =CO= Windler - geschrieben am 25.01.07 - Bewertung: (4 von 5 Sternen) 

Vorteile: tolles VHS-Longplay-Bild, viele Funktionen
Nachteile: wabbelliges Billiglaufwerk, wenig robust, spult ungenau, überhitzt leicht, kein VHS-ET

Mein Exemplar ist mittlerweile uralt und ich musste ihn etliche Male reparieren, justieren und reinigen. 

Allerdings nehme ich auf jede Kassette ca. 50 wissenschaftliche Sendungen etc. vom TV auf VHS Longplay auf, und spule pro Sendung wohl 10x, lösche das meiste wieder und habe trotzdem >200 Kassetten damit vollgemacht, sodass bei mir von einem Extrem-Dauertest gesprochen werden kann.

Ich hatte meinen ca. 1996(?) gebraucht für >400DM per Zeitungsannonce gekauft (angeblich neuwertig, mit OVP etc.), doch im Gerät fand ich sehr viel Bandabrieb.

Darmals hatte ich einen PC-Drucker drauf und einen 2. Videorekorder drunter stehen, wodurch er im Sommer nach 3h Betrieb regelmäßig überhitzte, wonach er dann mit falscher Laufgeschwindigkeit aufnahm. Es waren dann nur graue Streifen zu sehen, und nur wenn man das Band mit dem Finger leicht bremste, sah man kurz das Bild. Der Warnhinweis in der Anleitung, die Lüftungsschlitze nicht zu verschließen kann man nur als Zynismus werten - er hat nämlich keine! Ich hatte daher im Sommer immer die Frontklappe per eingestecktem Fremdkörper offen gelassen, damit die Hitze abzieht, jedoch landet dann auch viel Dreck im Gerät. Mittlerweile steht er im Regal und nichts mehr oben drauf; bis jetzt überhitzte er so nicht mehr, auch wenn die Klappe zu bleibt.

Durch meine Dauerbelastung lösten sich nacheinander die Filzbeläge beider Bremsgurte, die um die Bandwickel liegen und Bandsalat verhindern. Ich beklebte die beiden Folienstreifen mit selbstklebendem Bastelfilz und schon lief er wieder. Wichtig ist dass man die linke Bremse (an exentrischer Plastikschraube) nicht zu stramm einstellt, da sonst die Bandränder zerknittern, wodurch der HiFi-Ton knattert. (Wenn das Spulen nicht beschleunigt, ist sie zu stramm.) Zu lose eingestellt zittert hingegen die bewegliche Bandführung, wodurch der Normalton jault. 

Das simple Blechlaufwerk ist jedoch auch eine übermäßig wabbellige Konstruktion; sobald man das Gerät am linken Gerätefuß anhebt, zeigt das Video 3cm breit Geflimmer am unteren Bildrand, da das Band dann schief über die Kopftrommel läuft. Die Mechanik enthält sehr stark belastete Hartplastikteile, bei denen Blechhebel mit großer Kraft gegen steile Plastikschrägen drücken. Da er hakte weil das Schmierfett 2007 offenbar hart wurde, habe ich ihn komplett zerlegt, gereinigt, teils entfettet und mit dickem Silikonöl (Latexpflegemittel) neu geölt. (Nimm für Laufwerke NIEMALS normales Öl, weil dieses Gummiteile zersetzt.) Im Kulissenrad (großes Plastikzahnrad mit kurvigen Schlitzen, die viele Metallhebel bewegen) war in einer der Windungen ein Haarriss entstanden und man sieht deutliche Abnutzung. Auf der Platine sitzt unterm Kulissenrad ein Kontaktrad um die Position der Mechanik zu erkennen. Bei mir waren die 4 Lötstellen locker und machten Wackelkontakt ( =>nachgelötet).

Früher stürzte das Gerät manchmal auf seltsame Weise ab, wobei das Laufwerk alleine minutenlang spulte ohne auf Eingaben oder ein-/ausschalten zu reagieren. Nach Reinigung des (zu schwachen?) grünen Steckverbinders zwischen Netzteil und Hauptplatine ging er wieder.

Wenn man den kleinen weißen Plastikstab im Laufwerk abkneift, der ins Erkennungsloch von SVHS-Kassetten greift, dann kann man SVHS zum Test auch auf normale VHS-Kassetten aufnehmen. Allerdings macht das bei den meisten Kassettensorten kleine schwarze Störstreifen im Bild. (Keine Angst, mit dem "S-VHS"-Knopf an der Frontplatte kann man jederzeit dauerhaft auf VHS zurückschalten ohne dass es irgendwelche negativen Auswirkungen hat.) Soweit ich erinnere, machte meine einzige SVHS-Leerkasstte jedoch auch Störungen, daher kann dies sogar an meinem Gerät liegen. (Ich habe die Idee SVHS zu nutzen gleich aufgegeben, als ich merkte dass es 3x so teure Spezialkassetten braucht. Ich verwende grundsätzlich nur die billigsten Markenkassetten, da sich teure nicht lohnen.)

Das sehr schnell spulende "Super Drive"-Laufwerk lässt nicht nur beim Spulen das Band um die Kopftrommel geschlungen, sondern lässt die Trommel auch im Stop-Zustand minutenlang sinnlos weiterdrehen (als wäre er auf Standbild), was unnötige Bandabnutzung fördert wenn man ständig eine Kassette drin lässt um aufnahmebereit zu sein. (Leider ist dieses Verhalten typisch für viele moderne Videorekorder.)

Störend ist auch, dass das Laufwerk beim Spulen oft mit Vollgas am Ziel vorbei rast. Zumindest beim Rückspulen zum Aufnahmeanfang oder einer vorher erkannten Indexmarkierung sollte er vorher abbremsen um punktgenau zu stoppen. Denn wenn man viele kurze Sendungen mitschneidet und bei Nichtgefallen sofort wieder löscht (ja, heute ist ein Festplattenrekorder dafür praktischer) stört das sehr. Auch das Echtzeit-Bandzählwerk ist manchmal ungenau und funktioniert nicht auf unbespielten Stellen, sodass man leicht irrtümlich das Ende der vorigen Aufnahme löscht. Ein punktgenauer Rücksprung zur Nullposition wäre nützlich. Drückt man auf "OSD Display" um die Restzeit oder Uhr zu sehen, dann spult er kurz vor und zurück und landet dabei oft an der falschen Stelle.

Die elektronische Bildverbesserung verhindert Farbflackern und sieht auch auf VHS-Longplay gut aus (übermäßige Schärfe kann man an einem Justierregler ("LPQ"?) im Gerät reduzieren). Allerdings sieht alles etwas nach DVB-T aus, d.h. er ersetzt Schnee und bewegte körnige Bildinhalte gegen statische Muster (das Gesicht bewegt sich, doch die Poren bleiben stehen...), wodurch z.B. Actionszenen mit rasanter Fahrt durch Wälder oder stark verschneite Super8-Filme eher etwas ruckelig und unruhig wirken. Doch ein Druck auf den grünen Leuchtknopf "3D DNR" (leider nicht auf der Fernbedienung) schaltet den Verbesserer ab. Den sogenannten "Longplay-Kopf" sollte man im Menü immer abschalten, da er das Bild eher unscharf macht und pampig satte Farben bewirkt. (Wenn ohne ihn weißer Streifenschnee im Bild auftaucht, dann ist es Zeit für eine Kopfreinigung.) 

Auf Longplay sind Vorlauf und Standbild nur schwarzweiß und grundsätzlich verzerrt; da nützt auch kein Jog-Shuttle-Rad. (Sogar mein lausiger "Nordmende Sensar V4400" kann das besser.) Der Normaltonkopf (deutlich abgenutzt) ist zudem nur mono und trotz guter Justage ziemlich dumpf.

Trotz aller Zicken funktioniert das Gerät in intaktem Zustand recht anständig und macht auch auf VHS-Longplay ein schön scharfes Bild. (Shortplay benutze ich garnicht). Wie lange mein Exemplar noch überlebt weiß ich nicht; wäre er ein Auto, dann hätte es bestimmt über 1Mio. Kilometer runter. 

Fazit: tolles Bild & Ton auch bei Longplay, leider Billigmechanik mit viel Verschleiß
 
Verarbeitung:    2
Zuverlässigkeit:    2
Bedienkomfort:    3
Installation:    4
Bildqualität:    4
Klangqualität :    4
(jeweils von 5 Sternen)